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Das Hotel Chinggis Khaan – ein Stück mongolische Geschichte

Das Hotel Chinggis Khaan – ein Stück mongolische Geschichte

Seitdem ich meine Agentur Mongolian Step habe, werde ich immer wieder über die Mongolei als Urlaubsziel ausgefragt. Daher möchte ich zukünftig auf dem Blog nach und nach die Mongolei als Reiseland vorstellen – mit Tipps zu Übernachtungsmöglichkeiten, Anreise, Sehenswürdigkeiten und Unternehmungen – letztere natürlich insbesondere auf das kulturelle Leben in meiner Heimat bezogen.

Beginnen möchte ich die Blogreihe mit der Vorstellung des Hotel Chinggis Khaan. Ein Hotel, dessen Bau für die Besitzer zu einem Abenteuer samt Reise mit der Pferdekutsche durch ein Land im Umbruch wurde und dessen erster Gast der Dalai Lama war. Wenn Wände reden könnten, hätte dieser geschichtsträchtige Ort viel zu erzählen. Das Chinggis ist eines der ersten Hotels in Ulaanbaatar, das nach westlichem Standard gebaut wurde und noch so viel mehr. Um mehr über die Hintergründe des besonderen Hotels zu erfahren, habe ich die Leiterin des Chinggis, Frau Otgontuya Khorloo, getroffen. Das Gespräch mit ihr war sehr interessant und es wurde deutlich, dass das Hotel mehr ist als ein Platz zum Schlafen.

Otgontuya ist nicht nur ausgesprochen sympathisch und die gute Seele des Chingis, sie liebt und lebt auch Kunst und Kultur. Durch ihre Kulturstiftung “Tuguldur San” fördert Sie aktiv das kulturelle Leben in der Mongolei. Sie sponsort junge Künslter, Ballet Produktionen, Art Insitutionen und viele Kulturprojekte. Die mongolische Kulturszene kann man sich ohne sie nicht vorstellen.

 

Die Geschichte des Hotels hat ihren Ursprung in der Zeit kurz vor dem Systemwechsel. Als die Mongolei noch ein sozialistisches Regime war, wurden die Partei-Mitglieder bei Besuchen im Ausland stets in große Hotels eingeladen wo die Konferenzen und Empfänge veranstaltet wurden. So wollte auch die Partei bei Staatsbesuchen aus dem Ausland nicht hintenanstehen und plante, ein ansehnliches Hotel zu bauen. In den wenigen existierenden Zeitungen der Mongolei entbrannten daraufhin hitzige Diskussionen, wie das Hotel genannt werden sollte. Schließlich entschied man sich für den Namen Chinggis – mit dem auch in der westlichen Welt jeder etwas anzufangen weiß. Das als fünf Sterne Konferenz-Hotel geplante Projekt war das dritte Hotel in der mongolischen Hauptstadt und das erste, das nach westlichem Standard errichtet wurde. Daher wurden für das Bauvorhaben Ingenieure und Architekten mit ausländischer Expertisen herangezogen. Architektonisch auffällig ist auch heute noch der große Platz um das Hotel. Dieser wurde aus Sicherheitsgründen eingeplant, denn die Mitglieder der Kommunistischen Partei sollten aus Sicherheitsgründen direkt vor dem Eingang des Hotels vorfahren können. Das Bauprojekt erfuhr zunächst ein ähnliches Schicksal wie der neue Berliner Flughafen – es zog sich unendlich in die Länge. Doch lag dies hier nicht an baulichen Mängeln, sondern am Systemzusammenbruch im Jahr 1991. Mit dem Beginn der freien Marktwirtschaft geriet alles durcheinander. Das Hotel wurde zum verlassenen Kind der alten sozialistischen Regierung. Viele Mongolen, die ursprüngliche im Chinggis arbeiten sollten, machten nun eine Ausbildung im Ausland.

Die Stadt hatte kein Geld mehr und die neue Regierung beschloss, das halbfertige Projekt zu privatisieren. Es war eine harte Zeit, denn kurz nach der Wende es gab nichts, die Geschäfte waren leer, es wurden Karten verteilt, damit die Leute Brot und andere Lebensmittel kaufen konnten. Aber gleichzeitig entwickelte sich die freie Marktwirtschaft. Es gab ein paar wenige Geschäftsleute, die ihre Firmen gründeten, wie Buyan und Altai trading. Die Wahl eines Privatiers für das Hotelprojekt fiel schließlich auf die Firma Altai trading. Die offizielle Erlaubnis für den Weiterbau erhielt das Unternehmen jedoch erst im Jahr 1994. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde in dem verlassenen Hotel geplündert und zerstört, was nicht niet- und nagelfest war.

Frau Otgontuya erinnert sich noch sehr lebhaft an ihre erste Begegnung mit dem Hotel:
„Als mein Mann die Entscheidung traf, das Hotel zu kaufen, konnte er ein paar Nächte nicht gut schlafen. Denn er war unsicher, ob seine Entscheidung richtig war. Ich war im sechsten Monat schwanger als er mir das Hotel zeigen wollte. Ich stellte mir ein fertiges Hotel vor, aber als wir ankamen glich es eher noch einer Baustelle. Es gab keine Türen, nur Stoffe vor großen Öffnungen, drinnen war nichts außer einem schwarzen Loch. Es war ein Schock für mich! Die Arbeiter aus dem ehemaligen Jugoslawien waren fort, weil niemand sie mehr bezahlt hatte. Keiner fühlte sich dafür verantwortlich nach der Wende. Und in der Mongolei gab es keine eigenen Experten, denn die Russen haben dort üblicherweise die Bauarbeiten durchgeführt. Nachdem wir eine Kontaktadresse von einer Firma in Jugoslawien fanden, haben wir uns auf den Weg dorthin gemacht um den Auftrag zu vergeben, die begonnene Arbeit zu beenden.“

Doch auch in Jugoslawien hatte sich einiges geändert. Manche Kontakte konnten Frau Otgontuya und ihr Mann zwar wiederherstellen, viele gab es nicht mehr. Es war eine sehr mühsame Arbeit.


„Mein Mann ist mit seiner schwangeren Frau mehrere Monate durch Europa gereist um geeigenten Baufirmen zu finden. Wir waren damals auch jung und mutig. Als wir endlich geeignete Firmen fanden, fingen in Jugoslawien die Unruhen an. Dadurch entstand Treibstoffknappheit und führte dazu, dass kein Zug mehr fuhr. Mein Mann hat mich dann an der Grenze von Ungarn zu Jugoslawien gelassen, weil er seine schwange Frau zu diesem Kriegsort nicht mitnehmen wollte, ist selber zur Fuß durch das Land und mit einer Pferdekutsche weitergefahren. Nur so konnte er die Verträge mit den gefunden Firmen abschließen um die Hotelbauarbeiten weiter durchzusetzen. Nach diesen Abenteuern konnten wir unser Hotel im Jahr 1995 endlich eröffnen. Der Dalai Lama war unser erster Gast, weil er zu der Zeit die Mongolei besuchte. Der damalige Kulturminister gründete einen Klub für die Förderung der Kultur, für die er sieben relativ junge mongolische Firmen als Mitglieder gewinnen konnte. Diese Firmen haben die Kosten des Mongoleibesuchs des Dalai Lamas getragen, da der Staat nicht das nötige Geld hatte.“

Die abenteuerlichen Zeiten sind inzwischen lange vorbei und als Gast im Chinggis kann man in einem der 194 Zimmer herrlich entspannen und findet einen komfortablen Rückzugsort vor all den Eindrücken, die die Mongolei zu bieten hat. Ob Einzel- oder Doppelzimmer oder gar die Präsidenten Suite, das Chinggis ist ein Wohlfühlort geworden mit komfortabler Einrichtung, leckerem, gesundem Essen und der Möglichkeit, auch geschäftliche Termine mit bestem Service zu verbinden.